Das Warten auf und Ringen um die Corona-Tracing-App, Crowdfunding und Millionenförderung für die Umsetzung digitaler Lösungen aus dem WirVsVirus– oder dem SmartDevelopment-Hackathon – und nicht zuletzt unzählige Stunden, die wir alle in diversen Online-Kollaborations- und Videokonferenz-Tools verbringen: In der aktuellen Corona-Situation sind wir konstant umgeben von Technologie und den dazugehörigen gesellschaftspolitischen Diskussionen. Wir erleben am eigenen Leibe, wo digitale Lösungen uns konkret unterstützen können, aber auch, wo sie als vermeintlich alleskönnende Heilsbringer an ihre Grenzen stoßen.

Um unsere Arbeit weiterzuentwickeln, war schnell klar:
Wir brauchen Eure Schwarmintelligenz!

Bereits vor Anbruch der sogenannten „neuen Normalität“ haben wir im Projekt Ethik der Algorithmen uns intensiv mit dem Beitrag digitaler Technologien, insbesondere von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz (KI), zum Gemeinwohl beschäftigt. Seit 2017 tragen wir das Thema in die Öffentlichkeit, haben die deutsche und europäische Bevölkerung dazu befragt, nehmen algorithmische Entscheidungssysteme kritisch unter die Lupe und liefern mit praktischen Lösungsvorschlägen für Algorithmen-Gestalter:innen wie den Algo.Rules und zuletzt auch einem Ethik-Label für KI-Systeme praktische Lösungsvorschläge, wie algorithmische Systeme im Sinne des Gemeinwohls gestaltet werden können.

Seit Beginn des Jahres arbeiten wir verstärkt zu der Frage, wie gemeinwohlorientierte Technologie und digitale Innovation entwickelt und vorangetrieben werden können. Wir fragen uns, in welchen womöglich noch recht „analogen“ Sektoren und Anwendungsbereichen der drängendste Bedarf und das größte Potenzial automatisierter Entscheidungsprozesse für das Gemeinwohl liegt, und welche Lösungen es braucht, um dieses Potenzial zu heben. Und gerade weil wir selbst natürlich wissen, dass Technologie nicht einfach so alle Probleme der Menschheit lösen kann, stehen wir vor der Herausforderung, nicht dem sogenannten „Techno-Solutionism“ zu verfallen und doch gleichzeitig konstruktiv und optimistisch zu überlegen, wie wir Technologie zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen und ihrer Ursachen einsetzen können.

Schnell war uns klar: Um Antworten auf diese Fragen zu finden, brauchen wir kluge Köpfe, die uns aus vielfältigen Perspektiven ihre Überlegungen schildern. Daher haben wir Anfang April zur Blogparade aufgerufen und Euch gefragt: „Tech for Good? Echt jetzt?! Oder jetzt erst recht?!“. Elf Beiträge haben uns in den vergangenen Wochen erreicht – dieser Artikel fasst die wichtigsten Gedanken, Ideen und Erkenntnisse aus den Artikeln zusammen. Eine Auflistung aller eingereichten Beiträge findet sich am Ende dieses Artikels.

Vielen Dank an alle, die bei unserer Blogparade mitgemacht haben!

Es freut uns, dass die elf Beiträge eine große Vielfalt an Themen abdecken und von sehr diversen Menschen stammen: mit dabei sind Startup-Gründer:innen, Journalist:innen und Vertreter:innen der digitalen Zivilgesellschaft ebenso wie Wissenschaftler:innen aus der Informatik, Bioökonomie, Politikwissenschaft und Zukunftsforschung. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den Beiträgen wider. Neben drei Interviews erreichte uns ein Nachbericht zum womöglich größten Hackathon der Welt, eine Studienzusammenfassung sowie mehrere Essays mit klaren Handlungsaufforderungen an die Politik. Nach mehrfacher intensiver Lektüre und dem Sinnieren über die Inhalte der vielfältigen Beiträge konnten wir drei thematische Kategorien identifizieren:

  1. Daten als Grundlage für gemeinwohlorientierte Tech-Entwicklung: Plädoyers für Offenheit, Transparenz und Selbstbestimmtheit

„Daten sind das neue Grundwasser“, diese Metapher hat Wikimedia Deutschland bereits 2018 vorgeschlagen, um mit der Rohstoff-Rhetorik rund um Daten als das neue Öl aufzuräumen und den unmittelbaren Zusammenhang von Daten und Gemeinwohl aufzuzeigen. Anknüpfend an das Motto unserer Blogparade titelte nun Elisabeth Giesemann von Wikimedia DeutschlandTech for Good? Nur mit offenen Daten“ und machte damit bereits ihre Kernforderung deutlich: Wer sicherstellen wolle, dass das Gemeinwohl von technologischen Innovationen profitiert – insbesondere von solchen Innovationen, die zurzeit in Windeseile in diversen Hackathons & Co. erarbeitet werden – der müsse offene Daten verwenden. Open Data und Open Source Code würden Transparenz bei der Entwicklung von digitalen Werkzeugen garantieren und auch darüber hinaus sicherstellen, dass Innovationen für alle zugänglich genutzt und weiterentwickelt werden könnten. Mit dem Linked-Open-Data-Projekt Wikidata stellt Wikimedia daher die weltweit größte offene und frei editierbare Datenstruktur mit mehr als 80 Millionen Datensätzen zur Verfügung. Den Aufbau geschlossener Daten-Silos durch Tech-Firmen, die immer nur eine unvollständige Wahrheit erfassen und bestimmte Perspektiven komplett unterrepräsentieren, kritisiert die Autorin dabei ebenso wie den Glauben, man könne Corona per Mausklick beenden (bezugnehmend auf den Klassiker „To Save Everything, Click Here“ des Technologiekritikers Evgeny Morozov).

In Richtung Politik formuliert Wikimedia Deutschland klare Forderungen mit Bezug auf das digitale Ehrenamt: leichterer Zugang und mehr Rechtssicherheit beim Umgang mit Daten sowie die Förderung von Experimentierräumen, in denen bürgerschaftliches Engagement entstehe (z.B. Jugend hackt, Code for Germany).

Um Transparenz, Fairness und das verantwortliche Sammeln und Analysieren von Daten geht es auch im Beitrag von Philipp Seegers vom Projekt FAIR, das zurzeit an Methoden forscht, um durch algorithmische Prozesse erzeugte Diskriminierung zu messen. Nur wenn Algorithmen mit der nötigen Offenheit und wissenschaftlichen Basis erklärt werden könnten, werde man die Chancen algorithmischer Systeme im Recruiting zum Besten nutzen können.

Der Blogpost „Big Data and AI for the Public Good”, von Jörg Lehmann aus dem Forschungsprojekt KPLEX betont ebenfalls die Wichtigkeit, Nutzer:innen als Datenspender dazu zu befähigen, selbstbestimmt mit ihren Daten umzugehen und diese zu managen – etwa in Form von Datengenossenschaften. Der Autor beruft sich dabei auf das Konzept der „Smart City“, das uns Szenarien aufzeigt, in denen der Nutzen von Big Data und KI sehr sichtbar werden könne. Damit dies jedoch in die Tat umgesetzt werden könne, brauche es ein gutes Zusammenwirken von politischen Entscheidungsträger:innen, Wirtschaft, Data Scientists und Zivilgesellschaft, um nicht nur eine gesellschaftliche Debatte zu führen, sondern um vor allem infrastrukturelle und finanzielle Fragestellungen zu bewältigen, die uns bislang daran hinderten, gemeinwohlorientierte algorithmische Innovation voranzutreiben.

Über die Rolle von Bürger:innen als Datenspender im Kontext der Corona-Situation hat unser Kollege Thomas Kostera aus dem Projekt „Der digitale Patient“ mit der Unternehmerin und promovierten Virologin Cinthia Briseño gesprochen. Im Interview erläutert sie, was sich hinter dem Citizen-Science-Ansatzes des Projekts „Faster than Corona“ verbirgt und warum es aktuell für Corona-Datenprojekte wichtig ist,  viele Daten von möglichst diversen Menschen einzusammeln und auch dabei auf die Selbstbestimmtheit der Bürger:innen zu setzen.

  1. Technologie und Gesellschaft:
    Im Spannungsfeld zwischen Mobilisierung der digitalen Zivilgesellschaft, Verschwörungstheorien und den Herausforderungen ländlicher Räume

Das Stichwort „WirVsVirus-Hackathon“ ist bereits mehrfach gefallen – und so haben wir uns gefreut, dass eine der Mitinitiator:innen sich mit einem Rückblick an unserer Blogparade beteiligt hat. Adriana Groh, Leiterin des Prototype Funds, fragte: „Was könnte besser für ‚Tech for Good‘ stehen, als wenn 43.000 Menschen bei einem digitalen Hackathon gegen die Corona-Krise mitmachen wollen?“. Sehr reflektiert und offen bilanziert sie jedoch auch, dass ein Hackathon lediglich ein Startpunkt für eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft, Politik und Unternehmen sein könne – und verweist dabei auf das derzeit laufende Umsetzungsprogramm. Darüber hinaus betont sie die Rolle der digitalen Zivilgesellschaft – und schlägt damit in eine ähnliche Richtung, die auch schon im Datenbeitrag von Wikimedia durchklang: Wenn wir alle weiterhin von dezentraler digitaler Infrastruktur, freiem Zugang zum Internet, sicherer Kommunikation, Angeboten zu Freiem Wissen, Open-Data- und Freien Software-Anwendungen profitieren wollten, dann sei es jetzt an der Zeit, in ein gemeinwohlorientiertes digitales Ökosystem zu investieren! Wie? Unter anderem mit der Stärkung des digitalen Ehrenamts, öffentlicher, kontinuierlicher Förderung für digitale Infrastrukturen und der Unterstützung für zivilgesellschaftliche Netzwerke und Communities, so Adriana Groh.

Das Gemeinwohl steht ganz im Mittelpunkt des Artikels von Julia Gundlach, die unter dem Titel „Zuerst gesagt, zuletzt getan“ kritisch unter die Lupe nimmt, wie es eigentlich um die digitalpolitische Gemeinwohlorientierung der Bundesregierung steht. Sei es in der KI-Strategie, den Eckpunkten zur Datenstrategie oder der Arbeit der Enquete-Kommission zu KI: Die Wörter „Gemeinwohl“ und „Teilhabe“ stehen gut und gerne in den zentralen Überschriften – aber wie sieht es mit der Umsetzung aus? Ihre Analyse ergibt, dass es sich leider allzu oft um vage Floskeln ohne Konkretisierung oder Implementierung handelt. Was ist also zu tun? Wenn es im eigenen Land nicht ganz rund läuft, dann hat ein Blick ins Ausland noch nie geschadet! Frankreich und Schweden liefern mit einem Innovationsrat oder einer eigenen staatlichen Innovationsagentur sehr gute Beispiele, wie gesellschaftliche Herausforderungen sozial-digital und technisch innovativ gefördert und mit starkem politischen Durchsetzungswillen angegangen werden können.

Neben diesen fordernden, aber zuversichtlichen Perspektiven auf die digitalisierte Gesellschaft, widmet sich der Artikel von Wolfgang Gründinger einer gänzlich anderen Herausforderung – dem Umgang mit Corona-Verschwörungstheorien. Er konstatiert: „Die Fakten sind nur einen Klick entfernt, wenn man sie wissen will. Aber wer will schon die Fakten wissen, wenn er seine eigene ‚Wahrheit‘ hat?“. Auch geht er auf die Frage ein, inwiefern man Internetkonzerne gesetzlich auf die Wahrheit verpflichten könne (eher nicht so einfach) und welche Bedeutung Medienkompetenz in der aktuellen „Infodemie mit Fake News“ spiele. Doch: Verschwörungstheorien seien kein alleiniges Problem von Technik oder Bildung, sondern ein Clash um Glaubwürdigkeit. Und so plädiert Gründinger dafür, dass die Wissenschaft und Demokrat:innen sich in der digitalen Medienlogik intuitiv bewegen lernen müssten: evidenzbasiert, aber auch mit besseren Narrativen, Bildern, Videos und Emotionen.

Als gute Mischung aus Evidenz und Emotionen kann man auch den Beitrag Tech for ländliche Räume bezeichnen, den Basanta Thapa und Ines Hölscher vom Kompetenzzentrum Öffentliche IT am Fraunhofer FOKUS verfasst haben. Betrachtet man nämlich die Herausforderungen, vor denen ländliche Räume stehen – das Autor:innen-Duo bezeichnet diese als „Teufelskreis aus schrumpfender Bevölkerung, schwindenden (öffentlichen) Dienstleistungen und sinkender Attraktivität“ – dann können schnell die Gefühle Oberhand gewinnen. Es liegt nahe, nach digitalen Lösungsansätzen zu suchen, die in so vielfältigen Bereichen wie Arbeit, Wirtschaft, Bildung, Mobilität oder Gesundheit Abhilfe versprechen. Dass es an innovativen Ideen für Tech for Good in ländlichen Räumen nicht mangelt, hat die Studie „Ländlich, digital, attraktiv des ÖFIT gezeigt, auf der dieser Blogpost basiert. Die Befragung von 86 Projekten zeigt auf, dass der menschliche Faktor ganz entscheidend für den Erfolg von Projekten ist, etwa in Form eines guten Stakeholdermanagements oder der Bildung eines fähigen und engagierten Teams, das die nachhaltige Umsetzung vor Ort gewährleistet.

  1. Technologie als Chance für mehr Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung:
    Mit Zuversicht in die Zukunft!?

Nachhaltigkeit, sowohl im wirtschaftlichen als auch ökologischen Sinn, und  Gemeinwohlorientierung bei Technologieentwicklung und -einsatz lässt sich als drittes zentrales Thema der Blogparade ausmachen. Die Zukunftsforscher Klaus Burmeister und Alexander Fink sprechen über Resilienz und die Bedeutung von Werkzeugen, die es uns erlauben, mit Ungewissheit umzugehen. Im Kontext der Initiative D2030, die die beiden 2016 mit anderen Zukunftsforscher:innen ins Leben gerufen haben, wurden zuletzt mehr als 100 Expert:innen zur Zukunft nach Covid-19 befragt. Ein Ergebnis: 73 Prozent der Befragten verstehen die Pandemie als Chance für den Anstoß eines Strukturwandels in Deutschland, der zu mehr Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung führen könne. Damit dies gelingen könne, so die Zukunftsforscher, müsse die Politik eine bessere Vernetzung unterschiedlicher Akteure schaffen. Im Zusammenwirken der kleinen bis großen Unternehmen mit Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik könne eine breite Innovationsbasis entstehen, die durch eine mutige Forschungs-, Innovations- und Strukturpolitik flankiert werden müsse.

Ein sehr konkretes Beispiel dafür, wie algorithmische Systeme einen Beitrag auf dem Weg zur Bioökonomie leisten können, liefert in diesem Kontext das Interview des inter3-Instituts mit Sven Willrich und Justus von Geibler aus dem Forschungsprojekt „terra1“. Dort wird erforscht, wie mithilfe eines Algorithmus gemeinwohlorientierte Entscheidung in der Waldbewirtschaftung getroffen werden können. Wie verwaltet man nämlich einen Wald, wenn für die Waldbesitzerin der hohe Holzertrag am wichtigsten ist, für den Naturschützer jedoch der Erhalt der Biodiversität und für den Wanderverein wiederum die Ruhe und das gepflegte Wegenetz? Durch die softwaregestützte Bewertung könnten die unterschiedlichen Akteurs-Interessen besser berücksichtigt und Entscheidungen transparenter gemacht werden. Daten und algorithmische Entscheidungsfindung können somit neue Ansätze der nachhaltigen (Wald)wirtschaft befördern!

Nachhaltigkeit wird auch im Artikel des Journalisten und Autors Marc Winkelmann thematisiert. Den in letzter Zeit so häufig formulierten Anspruch, Digitalisierung im Sinne der Ökologie und Nachhaltigkeit zu nutzen, betrachtet er dabei mit Vorsicht und unterstreicht, dass reine Tech-Expertise sich nicht einfach auf den nachhaltigen Sektor übertragen lasse, da Programmierkunst nicht so leicht mit Wissen über Arten- und Klimaschutz, das Leben in den Weltmeeren und Menschenrechte gleichzusetzen sei.

Winkelmann bezieht sich dabei auch auf den Soziologen Armin Nassehi, demzufolge die Digitalisierung so erfolgreich wurde, weil sie als ordnende Hand unsere immer komplexer und funktionaler werdende Welt für uns steuerbar macht. Dieser Komplexität könne auch nur mit komplexen Reaktionsformen begegnet werden, die „gleichzeitig (sic!) politisch, ökonomisch, rechtlich, wissenschaftlich, technisch, medial und alltagskompatibel praktikabel“ seien. Diese lange Liste an Anforderungen definiert Marc Winkelmann daher auch als Kriterien für „Tech for Good“ und plädiert vor allem für eines: testen, testen, testen. All das, was wir während der Corona-Krise lernen, müssten wir wie bei einer laufenden Technikfolgenabschätzung prüfend umsetzen, experimentieren, evaluieren, nachjustieren, einkassieren – wenn nötig. Erst dann könne man von einer erfolgreichen Digitalisierung sprechen.

Erstes Fazit: Tech for Good lebt von einem funktionierenden digitalen Ökosystem und dem Mut zum Ausprobieren!

Wir werden die Erkenntnisse aus der Blogparade in der kommenden Zeit weiter in unsere Projektarbeit einfließen lassen und insbesondere dann berücksichtigen, wenn wir uns verstärkt im Handlungsfeld „Chancen fürs Gemeinwohl“ bewegen werden (unsere Neuausrichtung auf drei Handlungsfelder seit Januar 2020 ist hier nachzulesen). Unsere Gedanken und Ableitungen aus den Blogbeiträgen werden wir konkretisieren und Euch hier im Blog auf dem Laufenden halten.

Was sich heute jedoch schon sagen lässt: Ein Merkmal aller Beiträge war, dass sie sehr stark lösungsorientiert waren. Überall wurden konkrete Beispiele genannt, Empfehlungen auf Basis vergangener Erfahrungen gegeben, mutige Forderungen für die Zukunft gestellt. Außerdem war ein wiederkehrendes Motiv das Thema Test/Versuch/Experiment. Für Tech for Good lässt sich daraus wohl ableiten: „Einfach mal machen“. Das soll nicht heißen, blind auf Technik zu setzen und sie als magische Lösung für unsere Probleme zu betrachten. Aber eine gewisse hands-on Mentalität kann einen davor schützen, allzu lange Dinge zu analysieren und am Schreibtisch zu erdenken, ohne letztendlich zu handeln. Sobald ein gut durchdachtes Konzept steht, wollen gute digitale Lösungsansätze in die Praxis gebracht werden. Dass es dabei dann noch jede Menge zu bedenken gibt und auch darüber hinaus größere Rahmenbedingungen für ein gemeinwohlorientiertes digitales Ökosystem geschaffen werden müssen, wurde ebenfalls in den Artikeln deutlich. Auch bei der Frage, wie ein solches Ökosystem für gemeinwohlorientierte Innovation gelingen kann, hatten die Autor:innen schon einige Ideen– und auch wir werden unserer Energie nun dafür nutzen, uns weiter mit diesen Erfolgsfaktoren und Rahmenbedingungen zu beschäftigen. Stay tuned – und noch einmal herzlichen Dank für alle Beiträge!

 

Alle elf Beiträge im Überblick:

  • Cinthia Briseño berichtet im Interview mit dem Projekt „Der digitale Patient“ der Bertelsmann Stiftung von ihrer ehrenamtlichen Arbeit für das Projekt „Faster Than Corona“ einer Citizen-Science-Plattform, die im Kampf gegen Corona Menschen dazu aufruft, ihre Gesundheitsdaten zu spenden.
  • Jörg Lehmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Horizon 2020-Forschungsprojekt KPLEX, ruft in seinem Blogpost dazu auf, die Ideen und Voraussetzungen einer „Smart City“ stärker in den Blick zu nehmen, um Big Data und KI für das Gemeinwohl einzusetzen.
  • Für einen fairen und wissenschaftlich fundierten Einsatz von KI im Recruiting appelliert Philipp Seegers, Mitbegründer des HR-Tech Unternehmens candidate select und Projektleiter des Forschungsprojekts FAIR („Fair Artificial Intelligence Recruiting“).
  • Was tun gegen Corona-Verschwörungstheorien?“, fragt Wolfgang Gründinger und ruft die Wissenschaft sowie alle Demokrat:innen dazu auf, sich mutig und intuitiv in der digitalen Medienlogik zu bewegen.
  • Die Zukunftsforscher Klaus Burmeister und Alexander Fink haben mit den Kolleg:innen des Projekts Inclusive Productivity der Bertelsmann Stiftung über Krisenresilienz und Corona als Chance für mehr Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung gesprochen.
  • Über den Beitrag von Algorithmen zur Bioökonomie und ihren Nutzen in der Waldbewirtschaftung berichten Sven Willrich vom Forschungszentrum Informatik und Justus von Geibler vom Wuppertal Institut im Interview mit Helke Wendt-Schwarzburg vom inter3-Institut.
  • Der Journalist und Autor Marc Winkelmann hinterfragt unsere aktuelle digitale Mobilmachung und definiert anspruchsvolle Kriterien dafür, wie TechForGood in Zukunft getestet und umgesetzt werden kann.
  • Elisabeth Giesemann von Wikimedia Deutschland hat einen unmissverständlichen Appell veröffentlicht: Wer transparente, zugängliche und inklusive Technologie will, braucht zu allererst offene Daten! (also available in English)
  • Dass 43.000 Menschen bei einem Hackathon Tech for Good zwar wunderbar greifbar machen, aber es dennoch mehr braucht, um ein gemeinwohlorientiertes digitales Ökosystem zu schaffen, das argumentiert Adriana Groh vom Prototype Fund, eine der Mitinitiator:innen von WirVsVirus.
  • Basanta Thapa und Ines Hölscher vom Kompetenzzentrum Öffentliche IT am Fraunhofer Fokus beschreiben, worauf es beim Einsatz digitaler Lösungsansätze in ländlichen Räumen ankommt – auf Basis des Reality Checks den das ÖFIT in seiner Studie „Ländlich, digital, attraktiv“ gemacht hat.
  • Julia Gundlach hinterfragt die meist großspurig verkündete Gemeinwohlorientierung der digitalpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung und bilanziert, dass aus „Teilhabe“ und „Gemeinwohl“ leider allzu oft floskelhafte Worte zum Sonntag werden statt konkreter Umsetzungsmaßnahmen.

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